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Werder hätte den "Kugelblitz" beim Wechsel von Ailton zu Schalke halten können


Stand: 11.10.2023 14:10 Uhr

Im Herbst 2003 kündigte Ailton an, Werder verlassen und zu Schalke 04 wechseln zu wollen. Wenig später bereute der Stürmer seine Zusage und hätte offenbar von Seiten der Gelsenkirchener aus sogar in Bremen bleiben können. Die SVW-Verantwortlichen aber hatten sich da schon umorientiert.

"Ailton schießt Werder an die Spitze": So und so ähnlich lauteten die Schlagzeilen am 5. Oktober 2003. Mit zwei Treffern hatte der brasilianische Stürmer wesentlichen Anteil daran, dass die Bremer sich an diesem 8. Spieltag mit einem 5:3 über den VfL Wolfsburg auf Platz eins der Bundesliga ballerten. In einer Saison, von der sie zwar im Herbst noch nicht wissen konnten, dass sie im Mai als Doublesieger enden würde, in der man aber auch im Herbst schon absehen konnte, dass sie eine sehr gute werden könnte.

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Alles im Lack am Osterdeich also im Oktober 2003? Keineswegs. Denn die heile Werder-Welt sollte sehr schnell nach dem Acht-Tore-Spektakel erschüttert werden. Binnen 24 Stunden mussten die Grün-Weißen bekanntgeben, dass zwei ihrer absoluten Leistungsträger den Verein zum Saisonende in Richtung des Ligakonkurrenten Schalke 04 verlassen werden. Erst Verteidiger Mladen Krstajic - und dann auch noch Ailton.

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Ailton jubelt vor den Fans. © dpa Foto: Carmen Jaspersen

Insbesondere das Bekanntwerden des Wechsels von "Kugelblitz" und Fan-Liebling Ailton war für viele Anhänger ein Schock. Die vordergründig erzählte Geschichte lautete: Der umtriebige Schalke-Manager Rudi Assauer lockt zwei Stars der Konkurrenz, deren Verträge zum Saisonende auslaufen, mit viel Geld nach Gelsenkirchen. Auch Werder veröffentlichte entsprechende Mitteilungen, in denen von "Gehältern in einer anderen Dimension" gesprochen wurde und davon, dass "wir mit unserem Angebot absolut an die Grenze des Möglichen gegangen" seien.

"Wenn man gewollt hätte, dann hätte man den Ailton-Vertrag aufheben können." Manfred Müller, ehemaliger Werder-Geschäftsführer

Oder anders formuliert: Die Bremer hatten mit ihrem Topstürmer verhandelt - und den Poker verloren. Ein Fußballer, der dem Lockruf des Geldes erliegt. Das ist mit Sicherheit ein Teil der Wahrheit, wie auch der Brasilianer im ARD Podcast "Das Werder-Märchen 2004" selbst sagt: "Fußball ist geil, aber Familie ist die Priorität. Und ich hatte in dieser Zeit zwei Kinder, meinen Vater noch und meine Familie, der helfe ich ohne Ende. Deswegen bin ich zu Schalke gegangen, das war ganz normal, ich hatte einen guten Vertrag, ich habe nur meine Familie gesehen." So weit, so bekannt.

Doch es gab offenbar auch noch eine andere Wahrheit in diesem Herbst 2003. Denn Ailton hat seine gegebene Zusage offenbar sehr schnell bereut. Und wie der damalige Werder-Geschäftsführer Manfred Müller heute sagt, hätte es durchaus die Chance gegeben, den Stürmer an der Weser zu halten: "Wenn man gewollt hätte, dann hätte man den Ailton-Vertrag aufheben können", erzählt er mit Blick auf das vom Stürmer bei Schalke unterschriebene Arbeitspapier.

Bremen hatte bereits Kontakt zu Klose aufgenommen

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Das hätte demnach "aus mehreren Gründen" keinen Bestand haben müssen: "Erstens, weil es nicht der Vordruck der Deutschen Fußball Liga war mit den ganzen Voraussetzungen, die drinstehen. Zweitens war der Vertrag nur in Deutsch, das konnte Ailton in dieser Form gar nicht lesen. Und drittens: Es waren Anlagen angekündigt, die nicht dabei waren."

Warum also wechselte der damals 30-Jährige am Ende der Spielzeit dennoch nach Gelsenkirchen? Weil Werder sich nach den Gesprächen mit Ailton umorientiert und Miroslav Klose in den Blick genommen hatte. Müller sagt: "Wir hatten inzwischen Kontakt zu Klose aufgenommen und haben gesagt, gut, wenn er nicht mehr glücklich ist."

Die Bremer Verantwortlichen arbeiteten ihrerseits also daran, den Stürmer aus Kaiserslautern loszueisen - für ein Werder-Leben nach Ailton. "Wir hätten wahrscheinlich Klose nicht verpflichten können, denn wir konnten zu der damaligen Zeit nicht mit Klasnic, Klose und Ailton drei Mittelstürmer bezahlen, die ja auch ein entsprechendes Geld kosten."

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Werder-Trainer Thomas Schaaf und Manager Klaus Allofs feiern den Meistertitel 2004 © picture-alliance/ Pressefoto Ulmer

Der ehemalige Geschäftsführer erinnert sich, dass Ailton "so ungefähr acht Wochen, zehn Wochen" nach seiner Zusage bei S04 gemerkt habe, "ich würde doch lieber hierbleiben. Da waren aber die Gespräche mit Klose so weit, dass wir der Überzeugung waren, wir nehmen jetzt Klose."

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Doch selbst an dieser Stelle hätte es offenbar noch immer die Möglichkeit eines Verbleib Ailtons gegeben, weil auch Assauer über den Stimmungswechsel des Brasilianers im Bilde gewesen sein und nicht auf der Zusage beharrt haben soll, wie der ehemalige Bremer Vorstandsvorsitzende Jürgen L. Born im Podcast berichtet: Die Werder-Verantwortlichen hätten daraufhin mit Ailton "gesprochen und haben gesagt, gut, du kannst unseren alten Vertrag haben und da tun wir so und so viel obendrauf, bist du damit einverstanden?" Sei der Stürmer gewesen, sagt Born, nur habe er das ihm gestellte Ultimatum von zwei Tagen nicht eingehalten.

Ailton widerspricht in der ihm eigenen Art: "Ich habe ein Prinzip, mein Vater hat immer zu mir gesagt: Egal, was du Ailton, egal, was du prominent, egal, was deine Konto voll - ein Mann, ein Wort. So." Am Ende wechselte der Brasilianer nach Gelsenkirchen, schoss Werder aber vorher noch zu Meisterschaft und Pokal. So glücklich wie in Bremen sollte er aber nicht mehr werden. Auf Schalke blieb er nur eine Saison - der Start seiner Karriere als fußballerischer Wandervogel.

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Collage mit Uwe Seeler, Paul Breitner und Otto Rehhagel (v.l.) © picture alliance

Dieses Thema im Programm:

Sport aktuell | 11.10.2023 | 06:17 Uhr

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Author: Gregory Gonzalez

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