Welche Rolle spielte Krypto für die Ukraine?
Nach der FTX-Pleite gibt es Vorwürfe gegen die Ukraine: Es geht um Spenden-Deals mit Kryptowährungen und die US-Wahlen. Belegt ist das nicht. Welche Rolle spielt Krypto im Krieg?
Seit Tagen sorgt der Bankrott der Krypto-Börse FTX und der Fall ihres einst schillernden Gründers Sam Bankman-Fried für Schlagzeilen. Die Auswirkungen der FTX-Pleite reichen mittlerweile weit über die Finanzwelt hinaus - hinein in den Ukraine-Krieg.
Denn der ukrainische Staat sieht sich seit der Pleite mit vielen - bislang unbegründeten - Vorwürfen konfrontiert. Sie reichen von mutmaßlicher Geldwäsche für die US-Demokraten bis hin zu unlauterer Spekulation mit Spendengeldern. Welche Rolle spielen Kryptowährungen im Ukraine-Krieg?
Als Russland am 24. Februar die Ukraine überfiel, brauchte die Ukraine schnellstmöglich finanzielle Hilfe - für Waffen, aber auch damit der Staat mit all seinen Sozialleistungen weiter funktionieren konnte. Kiew entschied sich für einen ungewöhnlichen Schritt: öffentlich zum Spenden von Kryptowährungen aufzurufen.
"Das war ein bemerkenswerter Schritt. Nie zuvor hatte ein Staat auf diese Weise aufgerufen, Kryptowährungen zu spenden", sagt der Wirtschaftswissenschaftler Philipp Sandner von der Frankfurt School of Finance and Management gegenüber ZDFheute. Mit Kryptowährungen könne man schnell und ohne Mittelsmänner wie Banken zielgerichtet helfen.
In Notfällen, wenn Infrastruktur zusammenbricht, kann Krypto dezentral einspringen. Hilfsorganisationen brauchen da oft Wochen und nur ein Teil der Gelder kommt an. Das kann eine ganz neue Art des Fundraisings sein.
Fragen & Antworten zu Kryptowährungen
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In den folgenden Wochen gingen auf den Adressen der ukrainischen Regierung Kryptowährungen in Millionenwert ein. Doch schon nach kurzer Zeit nahmen die eingezahlten Krypto-Spenden deutlich ab.
Bei der zweitwichtigsten Währung Etherium etwa kamen seit Mitte April fast keine Großspenden mehr hinzu. Über Monate lag die Spenden-Wallet bei kaum verändertem Kontostand von einigen Hunderttausend Dollar quasi unangetastet da. Den Krypto-Experten Sandner überrascht das nicht.
Das war eine Kampagne, bei der schnell viel gespendet wurde. Inzwischen haben staatliche Geldgeber die Ukraine-Hilfe übernommen.
Philipp Sandner, Frankfurt School of Finance and Management
Um die Spenden überhaupt abwickeln zu können, kooperierte die Ukraine auch mit mehreren Krypto-Firmen - unter anderem der weltweit zweitgrößten Krypto-Börse FTX. Weil FTX-Gründer Bankman-Fried wichtiger Geldgeber für Wahlkämpfe der US-Demokraten war, witterten rechte Medien und Aktivisten aus den USA eine Verschwörung.
Ohne überprüfbare Belege zu liefern, suggerierten reichweitenstarke Kanäle etwa, die milliardenschweren Ukraine-Hilfen der US-Regierung seien Ergebnis von Lobby-Bemühungen durch FTX. Auch warfen sie ukrainischen Stellen vor, mit Spekulation am volatilen Krypto-Markt die Staatskasse oder ihr eigenes Konto füllen zu wollen. Auch deutschsprachige Alternativmedien griffen diese Punkte auf.
Es gibt absolut keine Hinweise auf Spekulation mit diesen Krypto-Spenden. Aber natürlich tangiert das ein reales Problem: Es gibt keine Garantie, wie die Spenden tatsächlich eingesetzt werden.
Philipp Sandner, Frankfurt School of Finance and Management
Die Ukraine dementiert diese Vorwürfe. Die an den Transaktionen beteiligte ukrainische Krypto-Plattform Everstake betont, dass FTX lediglich in der Anfangsphase der Spendenkampagne im März dabei geholfen habe, Kryptowährung an die ukrainische Zentralbank weiterzuleiten. Noch ist die FTX-Pleite nicht in ihrem gesamten Ausmaß aufgearbeitet, doch bislang gibt es keine Anzeichen, dass an den Vorwürfen etwas dran sein könnte.
Bereits am 17. August hatte der ukrainische Digitalisierungsminister Mychajlo Fedorow auf Twitter veröffentlicht, wofür man die gespendeten Kryptowährungen genutzt habe. Von den über das Projekt "Aid for Ukraine" gesammelten 60 Millionen Dollar seien zu diesem Zeitpunkt rund 54,6 Millionen Dollar ausgegeben gewesen.
Obwohl das plausibel klingt, sind diese Angaben nur schwer bis ins letzte Detail überprüfbar. Weitere Angaben zu den Bestellungen hat die Ukraine bislang nicht gemacht.
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Ein Vorteil von Kryptowährungen ist, dass für Außenstehende transparent einsehbar ist, welche Summen wann auf die Wallet genannten Konten eingezahlt und wann sie wohin abgebucht werden. In ihrem Spendenaufruf vom 26. Februar nannte die Ukraine konkrete Wallet-Adressen, wohin das Geld fließen sollte. Wer heute in diesen Wallets nachschaut, findet auf den ersten Blick keine Hinweise auf großangelegten Betrug oder Spekulation.
Die Bitcoin-Wallet hat aktuell einen Kontostand von rund 280 Euro. Höchststand waren am 27. Februar Bitcoin im Wert von rund 2,4 Millionen Dollar. Alle eingezahlten Beiträge flossen anschließend mit kurzer Verzögerung weiter an eine zweite Wallet, die bereits seit Ende 2018 existiert und bei Tausenden Transaktionen verschiedenster Nutzer zum Einsatz kam.
Es könnte sich dabei in der Tat um eine Wallet bei einer großen Krypto-Börse handeln, die zum Umtausch von Krypto in reguläre Währungen genutzt wird. Angesichts des hohen Handelsvolumens dieser Wallet fallen die Ukraine-Spenden dort etwa kaum ins Gewicht. Hinweise darauf, dass die Spenden als Spekulationsobjekt gehalten wurden, geben diese Wallets nicht.
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Author: Wendy Gomez
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